Endlich erfolgreich sein, das alte Ich hinter sich lassen und zu den Gewinnern dieser Welt zählen. Zu den coolen Kids… Wer möchte das nicht? Das alte trostlose Looser-Leben hinter sich lassen, in eine neue, goldene Zukunft reisen. Die entsprechende Szene der Persönlichkeitsentwicklung hat sich längst gebildet – hunderte von Coaches und Motvationstrainer wollen dir gerne helfen, endlich eine ganz große Nummer zu werden. Und wie immer bei einem solchen Angebot gibt es Licht und Schatten…
Ich bin ja selbst ein großer Fan davon, mich dem eigenen Potenzial durch eine persönliche Entwicklung anzunähern. Was dabei so erstrebenswert anmutet hat aber einige Fallen eingebaut, die du kennen und meiden solltest. Denn wenn schon Entwicklung, dann am Besten auch richtig 😉
Inhaltsverzeichnis
Gib dem Hungrigen einen Fisch…
…und er wird satt – nach diesem Motto scheinen mir viele Motivationstrainer zu agieren. Sie nutzen deinen Hunger als Köder und bieten dir dann die eine Methode an, mit der du deinen Hunger stillen kannst. Der Hunger steht hier dann sinnbildlich für deine Ziele, deinen Hunger nach Erfolg und Anerkennung vielleicht.
Wir alle streben doch in irgendeiner Art und Weise nach ein bisschen mehr. Mehr Liebe, mehr Geld, mehr tolle Frauen, mehr Handtaschen… Höher, schneller, weiter ist die Devise.
Wer da nicht mitkommt – im Vergleich scheinbar immer schlechter abschneidet als die anderen – hegt schnell Zweifel an sich; und kommt dann vielleicht an den Punkt, das alles Leid zu sein. Jetzt muss Veränderung her, am Besten so schnell wie möglich – genau hier kommen die Motivationstrainer ins Spiel und locken dich mit ihrer “Persönlichkeitsentwicklung”.
Auch DU kannst erfolgreich sein!
“Natürlich steht dir Erfolg zu!”. Mit dieser Parole wirst du geködert – und ich muss sagen, das Marketing funktioniert, weil es uns emotional packt. Aber hier versteckt sich schon das erste Problem. Dabei werden nämlich deine tief verankerten Ängste ausgenutzt, die sich in Glaubenssätzen zeigen wie z.B.:
- erfolgreiche Menschen werden höher angesehen.
- wenn ich den schicken Wagen habe, die große Uhr, das neue iPhone dann bin ich etwas Wert.
- wenn ich den guten Job habe, der mir finanzielle Sicherheit bringt, dann strahle ich etwas aus, oder dann sind meine Eltern endlich einmal zufrieden mit mir.
Die Liste ist nur ein Eindruck davon, was in deiner Psyche vor sich geht und lässt sich natürlich beliebig fortsetzen. Es geht mir hier nur um die zu Grunde liegende Dynamik. In irgendeiner Form denkst du, bisher versagt zu haben, und dies durch äußeren Erfolg beheben zu können.
Doch durch den selbst-auferlegten Druck verstärkst du nur dein Gefühl, dass es zu schwierig sei, Erfolg im Leben zu haben, glücklich zu sein, eine erfüllende Beziehung zu führen und vor allem, dass es eben nur den von der Gesellschaft vorgezeichneten Weg zum Erfolg gibt. Du kannst Erfolg nicht auf der Basis von Minderwertigkeitsgefühlen aufbauen. Warum denken wir dabei immer nur so eindimensional? Oder merken nicht, dass dieses zwanghafte Streben nach Glück nur Ausdruck einer tiefen Ablehnung uns selbst gegenüber ist?
Unbewusst verstärkt sich damit nämlich dein Glaube, dass es hart sei und einfach keinen Spaß machen kann, sich Erfolg zu erarbeiten; du glaubst, Erfolg ist immer das Produkt harter Arbeit und eben nicht der natürliche Ausdruck deiner Freude. Schon früh wird uns indoktriniert, wenn es als Erfolg zählen soll, muss es vorher anstrengend gewesen sein. Doch vielleicht kann sich Erfolg auch ganz anders zeigen?
Was ist Erfolg überhaupt für DICH?
Meiner bescheidenen Meinung nach solltest du dich zunächst einmal fragen, was es für dich überhaupt heißt, erfolgreich zu leben.
Erfolg heißt einfach, das Leben so leben zu können, wie du es willst!
Christopher Morley
In unserer Gesellschaft wird Erfolg hauptsächlich in Geld gemessen. Geld und materielle Werte wurden zum Vergleichsmaßstab – und dienen vielen als Ersatzreligion. Doch passt das überhaupt zu deiner Vorstellung von einem erfolgreichen Leben? Hast du dir einmal wirklich die Frage gestellt, was für dich Erfolg überhaupt bedeutet? Wie sich Glück ausdrückt?
Ohne eine passende Antwort darauf wirst du ewig wie in einem Hamsterrad den Erwartungen der Gesellschaft hinterher rennen. Was dir zum einen nie die erwartete Erfüllung bescheren kann – was sich in der steigenden Zahl von Burn-Outs und ähnlichem schon zeigt. Und dich zum anderen in einem Leben gefangen hält, dass nur auf Wettbewerb und die Betonung deiner Schwächen ausgerichtet ist. Es werden immer ein paar Zentimeter zur erhofften Karotte vor deinem Gesicht fehlen.
Du gibst deinem Leben seinen Sinn – und somit auch deinen Anstrengungen! Ohne diese zugrunde liegende Motivation kannst du nicht dauerhaft Erfüllung finden. Ich möchte es hier nicht abwerten, viel Geld zu verdienen – nur verwechsle nicht Mittel und Zweck! Oder wie Philosophen es oft formulieren:
Money often costs too much!
Ralph Waldo Emerson
Also beachte: Niemand kann dir vorschreiben, was Erfolg für dich bedeutet. Die anderen berichten immer nur aus ihrer ganz eigenen Perspektive! Was dich so begeistert an anderen erfolgreichen Menschen, ist die Tatsache, dass sie ihren ganz eigenen Weg zum Glück gefunden haben. Und das strahlen sie natürlich aus. Nutze dies einfach als Motivation dich auf die Suche nach DEINER Version von Glück zu machen.
DU kannst alles werden
Ein weiteres weit verbreitetes Lockmittel ist der Gedanke, dass wir alles werden können, was wir wollen – ich sage nur Reich & Schön. Du hast den Wunsch, ein erfolgreicher Rockstar zu werden? Dann los, streng dich an und werde es. Immer schön unterstützt von solchen Shows wie Deutschland sucht den Superstar.
Welchem Ideal wir dabei hinterher rennen, ist ganz egal. Ob kleine Jungs den Traum haben, wie Cristiano Ronaldo zu werden, oder Mädchen ein Topmodell wie Heidi Klum. Immer wird ein äußeres Ideal als Vergleich heran gezogen. Es wird uns suggeriert, dass diese Menschen so glücklich sind, weil sie etwas erreicht haben. Ein kurzer Blick in die Klatschspalten der bunten Heftchen zeigt uns aber, dass auch hier natürlich nicht alles Gold ist, was glänzt.
Für mich zeigt dieses Denken wieder einen großen Mangel in unserem Selbstwert an. So wie wir jetzt sind, ist es nicht gut genug, also schnell jemand anderes werden.
Echte Persönlichkeitsentwicklung dagegen bedeutet für mich hier, unser eigenes Potential zu entfalten. Das zu finden, was uns wirklich Freude macht, worin wir voll und ganz aufgehen. Und eher nicht einfach das tun, was andere von uns wollen.
Dazu gehört neben einer sehr guten Selbstwahrnehmung vor allem eine große Portion Mut – zwei Dinge, die zu Beginn anstrengend sind. Seinem eigenen Weg zu folgen, so unscheinbar und ungewöhnlich er auch sein möge, ist eine Lebensaufgabe. Doch wenn du wirklich deiner Passion folgst, wie kannst du dann nicht erfolgreich sein?
Know thyself – erkenne dich selbst
Orakel von Delphi
Schon über dem Eingang des Apollo-Tempels von Delphi stand die eine Voraussetzung für die Persönlichkeitsentwicklung geschrieben: erkenne dich SELBST. Niemand kann dir diese Aufgabe abnehmen. Das ist es, was dich so einzigartig macht!
Willst du wirklich etwas werden – oder erstmal einfach so sein, wie du wirklich bist?
Talent ist eine Lüge
Was direkt in die nächste Falle führt: viele Motivationstrainer erzählen dir gerne, nicht dein Talent ist entscheidend – sondern ausschließlich deine Willenskraft.
Klar, man kann sich durch schwere Phasen hindurch pushen, hart arbeiten und seine Grenzen übergehen. Doch zu welchem Preis? Bringen dich die gängigen Tipps, immer der zu sein, der härter und länger arbeitet wirklich ans Ziel?
In bin mir natürlich durchaus bewusst, dass Engagement und Ausdauer zwei wichtige Komponenten der Erfolgs-Gleichung sind. Aber eben nicht nur. Dein Talent geht ganz maßgeblich darin ein.
Stell dir einfach einmal zwei Menschen vor, die beide den Traum vom Leben als Fußball-Profi verfolgen. Beide arbeiten gleich hart, immer mehr als die anderen. Sie pushen sich täglich und reizen ihre Willenskraft bis zum Maximum aus. Beide verhalten sich genau gleich, nur der eine ist talentiert, bewegt sich geschmeidig, antizipiert die Situationen automatisch und hat stets die richtige Lösung parat auf dem Platz. Dem anderen fehlt es in allen Bereichen an ein paar Prozent Talent; er spielt ungenauere Pässe, hat nicht die körperliche Robustheit und entscheidet sich in kritischen Situationen für die falsche Lösung.
Es ist hier nicht schwer zu erkennen, dass der Talentierte erfolgreicher sein wird als der Untalentierte. Was denkt ihr wohl, warum Profis auf einem Gebiet immer ziemlich gleich aussehen? Weil ihr Talent nicht zählt? Warum werden bei Kindern immer die Talente geschätzt – und bei den Erwachsenen soll das nicht mehr zählen?
Doch irgendwie scheint uns diese Erkenntnis im eigenen Leben oftmals zu fehlen. Wir strampeln uns ab in Bereichen, die uns gar nicht liegen. Talent ist immer die Eintrittskarte zum Erfolg – doch da uns die Dinge, die uns liegen, oftmals als zu einfach vorkommen, glauben wir nicht, dass es etwas Besonderes wäre. Doch, doch, genau das ist es!
Dein Talent ist ein Multiplikator in der Gleichung. Das heißt, je niedriger dein Talent, desto mehr Ehrgeiz ist notwendig – ist es gleich 0 kannst du dich abrackern, wie du willst, es wird nichts dabei heraus kommen. Oder aber auch umgekehrt: je talentierter du in einer Sache bist, desto einfacher wird es dir fallen!
Leistung = Fähigkeit x Ehrgeiz
Selbsterkenntnis heißt also: seine Stärken und Schwächen zu kennen, eben seine Talente. Und diese dann durch kontinuierliches Training in Fähigkeiten auszubauen und für Dinge zu nutzen, die einem Freude bereiten! Auf seine ganz eigene Art und Weise.
Ziele setzen und handeln, handeln, handeln
Eines meiner (Achtung: Ironie) Lieblingsaussagen: nehme dir irgendein Ziel von der Stange, das dir als lohnenswert suggeriert wird; und dann handle auf Teufel komm raus bis du es erreicht hast. Egal, wo der Weg hinführt, gehe ihn mit absoluter Selbstaufgabe. Puh. Darin liegen so viele fehlgeleitete Gedanken, dass es mir fast schwer fällt, emotionslos darüber zu schreiben.
Im Grunde wird damit gesagt: Erfolg verlangt extreme Selbstüberwindung und autistische Selbstbezogenheit.
Aber eins nach dem anderen.
Fakt ist sicherlich, dass wir uns unser erstrebtes Ergebnis nur durch unsere entsprechenden Handlungen kreieren. Wir werden nicht das, was wir wollen, wenn wir es uns daheim auf der Couch nur vorstellen. Und wir bekommen auch nicht auf magische Art und Weise das geschenkt, was wir uns so sehr wünschen und visualisieren. Auch wenn uns das natürlich teilweise so verkauft wird (siehe Bücher wie: The Secret).
Was dabei gerne mal vergessen wird ist die Tatsache, dass unsere Handlungen immer die Folge aus unseren Gedanken und Gefühlen sind. Wenn wir reich sein wollen, aber uns armselig fühlen und glauben, dass uns Geld eh nicht zusteht, können wir noch so viel handeln – es wird uns nicht gelingen. Wahrscheinlich versuchen wir dann eher, unser Glück im Lotto zu finden.
Es geht also (wieder einmal) darum, unser inneres Navigationssystem in Einklang mit unserem Tun zu bringen. Oder einfach gesagt: das, was sich gut und richtig für uns anfühlt anzustreben und DANN das notwendige zu tun. Wenn du weißt wo es hingehen soll, wirst du einen Weg finden – nicht umgekehrt. Den Zwang aufgeben und der inneren Stimme folgen.
Ich weiß, das klingt für manche nach esoterischem, weltfremdem Kram. So dachte ich auch lange. Man muss es erlebt haben, um es zu verstehen.
Spitzenleistung geschieht da, wo wieder und wieder ein Gefühl von Schönheit erlebt werden kann, das sich nur dann einstellt, wenn man ganz bei der Sache ist!
Dr. Alois Kogler
In der Psychologie wird das ganze dann als Flow bezeichnet. Das ist der Zustand, den Kinder beim Spielen haben. So in seiner Aufgabe aufgehen, dass die Zeit vergessen wird, dass das Ergebnis in den Hintergrund rückt. Das lässt sich nicht erzwingen, das passiert. Und für jeden wieder auf seine Art und Weise, du kannst es dir nicht bei anderen abschauen und kopieren.
Die überzogene Verherrlichung von Vorbildern
Andere darin zu beobachten, wie sie im Flow-Zustand sind, kann sehr inspirierend sein. Doch natürlich birgt es auch die Gefahr, zu denken, wir könnten das verherrlichte Tun einfach für uns kopieren.
Natürlich können wir von erfolgreichen Menschen viel lernen. Wenn ich dem Formel 1-Weltmeister Ayrton Senna zuhöre, was für ihn Erfolg ist, könnte ich ganz rührselig werden. Gefragt nach dem Geheimnis für seinen Erfolg sagte er:
To do YOUR best, when YOU need it most!
Ayrton Senna
Genau das ist die Einstellung, die es in meinen Augen einzunehmen gilt. Wenn dir etwas wirklich wirklich wichtig ist, eine Herzensangelegenheit, dann alles notwendige dafür tun. Natürlich immer ohne jemand anderem Schaden zuzufügen – wie schon gesagt, es geht nicht um Egotismus.
Was mir dabei besonders wichtig ist, dass Ayrton Senna nie von irgendwelchen Techniken und Methoden sprach, die man anwenden müsste, um erfolgreich zu sein. Er erklärte keine 12-Schritte-Formel zum Erfolg. Vielmehr sprach er von Ästhetik, von dem wunderbaren Gefühl, das sich im Tun einstellt. Von der Einheit zwischen ihm und der Tätigkeit, wenn er ganz in sich selbst war und ihn das zu immer neuen Grenzüberschreitungen motivierte.
Das verstehe ich unter Flow. Ein tiefer Ausdruck von Selbst-Bewusstsein. Entgegen dem nach außen gerichteten Fremd-Bewusstsein, das dir viele Motivationstrainer einreden wollen.
Musst du wirklich das Tun anderer kopieren, um dir deinen eigenen Wert zu beweisen? Es gibt keine Blaupause zu deinem eigenen, ganz persönlichen Erfolg. Tappe nicht in die Falle zu denken, du musst einfach andere nachahmen um etwas Wert zu sein. Sondern höre auf dich, steigere deine Selbstwahrnehmung und ent-falte deine eigene Persönlichkeit. Genau darum sollte es in der Persönlichkeits-Entwicklung gehen. Dann gibt es keine Ausreden mehr – nur noch das eigene Streben nach deiner Vision. Was willst du denn sagen, wenn du auf dein Leben zurückblickst? Dass du 20% deines Potenzials gelebt hast? Vielleicht 40%?
Ein Mensch mit einer neuen Idee ist so lange ein Spinner, bis seine Idee Erfolg hat.
Mark Twain
Der Fischer und der Tourist
Es gibt eine wunderbare Geschichte, die diese Message so schön illustriert und auf den Punkt bringt:
Fazit
Es gibt Stationen im Leben, an denen das Alte nicht mehr gut genug ist und wir einen Schritt nach vorne gehen wollen. Was so neumodisch als Persönlichkeitsentwicklung bezeichnet wird, ist ein uralter, tief in uns verwurzelter Prozess. Dabei gibt es Menschen, die glauben, alles zu können, und Menschen, die glauben, nichts zu können. Beide werden hier recht bekommen, denn unsere Handlungen folgen unseren Gedanken und Gefühlen. Doch dieser Zustand ist nicht in Stein gemeißelt. Ich bin mir sicher, dass jeder von uns seinen Erfolg verdient hat und sich weiter entwickeln sollte.
Warum das in der heutigen Szene der Motivationstrainer geprägte Bild jedoch in meinen Augen kritisch zu sehen ist, liegt an der Tatsache, dass hier der Fokus zu sehr auf das Ergebnis gelegt wird. Wir sollen etwas weg bekommen, was uns nicht gefällt, und schnellstmöglich durch etwas tauschen, was angeblich viel lohnenswerter ist. Unser Mangel an Vertrauen in uns selbst wird dabei oftmals schamlos ausgenutzt – und wir kompensieren dies mit übersteigertem Ehrgeiz.
Wer sich den Fallen bewusst ist und sich auf sich selbst und seine eigenen Stärken fokussiert, strebt endlich nach seiner eigenen Vorstellungen von Erfolg. Und eröffnet sich ganz neue Möglichkeiten, welche letztendlich sein tägliches Leben ändern. Es ist dann keine endlose Reihe mehr von Aufgaben, die erledigt werden müssen. Sondern eine Reihe von Abenteuern und Chancen.
Nicht Erfolg ist der Schlüssel zum Glück,
sondern Glück ist der Schlüssel zum Erfolg!
Wenn du gerne tust, was du tust,
wirst du auch erfolgreich sein!
Albert Schweitzer
Oder anders ausgedrückt: Willst du wirklich glücklich sein, oder nur als glücklich wahrgenommen werden?
Viel Spaß bei deiner Reise.
Dein Coach-Kern